So mehren sich in letzter Zeit auch in der Stadt Püttlingen Sichtungen und Meldungen über Wildschweine und Schäden, die sie verursachen. Waren es früher eher nur die Waldrandlagen, die betroffen waren, so dringen die Tiere mittlerweile immer mehr in die innerstädtischen Gebiete vor.
Betroffen sind insbesondere Grünflächen, die mit Waldgebieten im Umland räumlich verbunden sind. Aber auch der Köllerbach und dessen Auenbereich bilden eine ideale Wanderroute, vor allem aus Richtung Süden kommend. Hier sind die Rotten mittlerweile bis in den Stadtpark und die angrenzenden Privatflächen eingedrungen, wo sie erhebliche Schäden anrichten.
Was früher eine Seltenheit war, wird zunehmend zur Normalität – mit teils erheblichen Folgen für Mensch und Tier. Doch warum dringen Wildschweine immer häufiger in besiedelte Gebiete vor und wie kann man mit der Situation umgehen? Eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Fakten:
Warum kommen Wildschweine in Wohngebiete?
Lebensraumverlust und Nahrungsknappheit
Die zugenommene Nutzungsdruck im Wald auch außerhalb der angelegten Wege durch Wanderer, Hundebesitzer, Mountainbiker etc. führt zu Verdrängungsprozessen. Wildschweine sind anpassungsfähige Allesfresser. Durch die intensive Landwirtschaft, Monokulturen und die Zersiedelung natürlicher Lebensräume finden oft nicht mehr genug Nahrung. Mülltonnen, Komposthaufen und sogar Vogelfutterstellen in Gärten locken die Tiere an.
Mildere Winter und wachsende Populationen
Die Klimaveränderung führt auch zu milderen Wintern, was die Überlebenschancen der Frischlinge erhöht. Die Populationen wachsen – und mit ihnen der Druck, neue Reviere zu erschließen.
Gewöhnung an den Menschen
Wildschweine sind lernfähig. Wenn sie merken, dass sie in Wohngebieten leicht an Futter kommen, kaum gestört und nicht bejagd werden, verlieren sie die Scheu vor Menschen. Besonders nachtaktive Tiere nutzen die Ruhe, um ungestört auf Nahrungssuche zu gehen.
Ungepflegte verwilderte Grundstücke (Brombeerhecken u.ä.) dienen den Tieren als Schutz und willkommene Habitate z.T. auch tagsüber.
Welche Probleme können durch Wildschweine in Wohngebieten entstehen?
Sachschäden
Umgegrabene Gärten, zerstörte Zäune und aufgerissene Müllsäcke sind häufige Folgen.
Verkehrsgefahr
Wildschweine auf Straßen können zu schweren Unfällen führen, besonders in der Dämmerung.
Hygienische Risiken
Wildschweine können Krankheiten wie die Afrikanische Schweinepest übertragen, die für Hausschweine tödlich ist.
Angst und Unsicherheit
Besonders für Kinder und Haustiere können Begegnungen mit Wildschweinen gefährlich werden, da die Tiere bei Bedrohung aggressiv reagieren können.
Maßnahmen, was kann der Einzelne tun?
Bevölkerung
Nahrungsquellen entfernen
Mülltonnen sicher verschließen, Komposthaufen abdecken und kein Futter (auch kein Brot!) für Wildtiere auslegen. Eine Fütterung ist nach dem Saarl. Jagdgesetz sogar ein Straftatbestand.
Gärten schützen
Zäune mindestens 1,50 Meter hoch und 30 cm tief in den Boden setzen, um das Untergraben zu verhindern. Aber Vorsicht, die Errichtung eines Zaunes ist nicht überall zulässig, z.B. im Außenbereich oder im ausgewiesenen Überschwemmungsbereich des Köllerbaches ist dies nur in Ausnahmefällen zulässig. Informationen hierzu kann im Bedarfsfall der Fachbereich Planen und Umwelt geben.
Verwilderte Gärten pflegen
Verbuschte Gärten sollten freigehalten werden, um den Rotten keine Unterschlupfmöglichkeiten mehr zu bieten.
Licht und Lärm
Bewegungsmelder mit Licht oder Geräusche können Wildschweine vertreiben.
Kommunen
Für Wildtiere im besiedelten Bereich besteht grundsätzlich keine behördliche Verantwortung zur Regulierung der Population. Wildschweine sind Wildtiere, die niemandem gehören, dementsprechend erfolgt ein zielgerichtetes behördliches Handeln erst bei konkreten Gefahren. Das Jagdrecht kann nur auf land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen erfolgen. Eine Bejagung in befriedeten Bereichen, um die es sich im Siedlungsbereich in der Regel handelt, ist aus Sicherheitsgründen verboten. Bei akuter Gefahr (z. B. aggressiven Tieren) sollte die Polizei kontaktiert werden. Die Sicherung privater Grundstücke und baulicher Anlagen liegt in der Verantwortung der Eigentümer selbst.
Die Stadtverwaltung ist trotz der eingeschränkten Möglichkeiten und Befugnisse natürlich sehr an einer Eindämmung der Wildschweinproblematik im Siedlungsbereich interessiert und ist bemüht nach ihren Möglichkeiten, Maßnahmen zu ergreifen. Man steht in den betroffenen Bereichen mit Jagdpächtern und Naturschützern im Austausch, um Maßnahmen zu koordinieren. Es konnten auch bereits mit hohen Brombeerhecken bestandene Flächen am Stadtparkrand, in der Köllertalaue und insbesondere rund um die Kläranlage im Mühlengrund gemulcht werden. Damit werden Rückzugsräume geschaffen, damit Wildschweine nicht in Wohngebiete gedrängt werden und andererseits Freiflächen in Wanderungsgebieten geschaffen, die eine Bejagung ermöglichen.
Leben mit dem Wildschwein
Wildschweine in Wohngebieten sind ein Zeichen für den Wandel unserer Umwelt. Während sie für viele ein faszinierendes Naturschauspiel sind, können sie auch erhebliche Probleme verursachen. Durch gezielte Prävention und ein besseres Verständnis für das Verhalten der Tiere lässt sich das Zusammenleben jedoch verbessern – zum Wohl von Mensch und Wildschwein.
Nähere Informationen auch unter folgendem Link des Ministeriums für Umwelt Klima, Mobilität, Agrar und Verkehr:
Denise Klein
Bürgermeisterin


