Initiator der Verlegung ist die Gruppe Erinnerungsarbeit Püttlingen, die sich seit vielen Jahren der Aufarbeitung der Schicksale der NS-Opfer widmet. Unterstützt wurde das Projekt von der Stadt Püttlingen. Die Stolpersteine, ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, erinnern an Menschen, die unter dem NS-Regime verfolgt, entrechtet oder ermordet wurden – hier in ihrer letzten frei gewählten Wohnumgebung.
Den Auftakt bildete die Verlegung in der Marktstraße 46, wo drei Stolpersteine für Jakob, Margarete und Rosa Nalbach gesetzt wurden. Die Familie Nalbach musste wegen ihrer politischen Überzeugung ins Exil fliehen, erlitt Internierung und Gefängnisstrafen. Tochter Rosa, schwerbehindert, wurde unter dem NS-Regime zwangssterilisiert. Im Vorfeld setzten sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8.2 der Gemeinschaftsschule Peter-Wust intensiv mit den Schicksalen auseinander. Daher war es auch selbstverständlich, dass Schülerinnen bei der jeweiligen Verlegung Einblicke in die Leben der Familie Nalbach vortrugen: Josipa Andacic las den Text über Margarete Nalbach, Huda Shadad zu Rosa Nalbach und Alia Alsalh Almahamed zu Jakob Nalbach.
In der Ludwigstraße 1 wurde anschließend ein Stolperstein für Ludwig Brader verlegt. Brader, Schwiegersohn der Familie Nalbach, kämpfte als Spanienkämpfer gegen den Faschismus, wurde verhaftet, in Konzentrationslager verschleppt und starb 1944 in Auschwitz. Über Ludwig Brader referierte die Schülerin Lana Dingert.
Die letzte Station war die Engelfanger Straße 13, wo ein Stolperstein an Fritz Klein erinnert. Der engagierte Sozialdemokrat und Widerstandskämpfer wurde 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Alle Verlegungen wurden von den genannten Schülerinnen sowie Mitgliedern der Projektgruppe, hier Rudolf Hahn und Dr. Axel Schwindling, mit kurzen biografischen Beiträgen und Momenten des Gedenkens begleitet. Auch Angehörige, Kommunalpolitikerinnen und -politiker sowie Interessierte waren anwesend. Für die würdevolle, musikalische Begleitung sorgten Toni Henkes und Josef Groß.
Die Patenschaft für die Stolpersteine haben für die Familie Nalbach mit Ludwig Brader Patricia und Prof. Dr. Franz Folz übernommen. Der SPD Ortsverband Ritterstraße übernahm die Patenschaft für den Stein von Fritz Klein.
Dr. Burkhard Jellonnek, Mitglied der Projektgruppe Erinnerungsarbeit Püttlingen, stellte den Schülerinnen und Schülern nach der Verlegung der Stolpersteine den Kurzfilm „Spielzeugland“ vor und sensibilisierte das junge Publikum während einer gemeinsamen Aufarbeitung.
Die evangelische Kirchengemeinde Kölln hat im Anschluss an die Stolpersteinverlegung in die Martinskirche Köllerbach eingeladen. Diakon Daniel Schöneweiß gestaltete die Andacht und band Rita Beyer und Rudolf Hahn in die Liturgie ein.
Bürgermeisterin Denise Klein dankte allen Beteiligten und hob die Bedeutung des Erinnerns hervor: „Die Stolpersteinverlegungen sind ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen – und zugleich ein mahnender Appell an uns alle, unsere Demokratie zu schützen. Wer die Namen der Opfer kennt, erkennt auch, wohin Hass und Ausgrenzung führen können. Erinnerung ist die Grundlage für eine starke, wehrhafte Gesellschaft.“
Wer sich an der Aufarbeitung der Schicksale beteiligen möchte – mit Zeitzeugenberichten, Dokumenten oder aktiver Mitarbeit – oder aber die Patenschaft eines weiteren Steins übernehmen möchte, kann sich an Martin Schmidt (Tel.: 0151 42865573, Mail: wasser_schmidt(at)t-online.de) wenden.
Auch Spenden zur Finanzierung weiterer Stolpersteine sind willkommen:
Empfänger: Saarländische Gesellschaft für Kulturpolitik e.V.
Institut: Sparkasse Saarbrücken
IBAN: DE85 5905 0101 0000 6030 92
Bitte vollständige Adresse angeben, damit eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden kann.