Logo Stadt PüttlingenDie Köllertalstadt

Leo Altmeyer wurde am 7. August 1897 in Püttlingen geboren. Als Sohn des Grubenschmieds Johann Altmeyer und seiner Frau Gertrud aus St. Wendel wuchs er mit acht Geschwistern in der damaligen Hindenburgstraße auf.

Seine Schwester Gertrud, die 1990 verstarb, erinnerte ihn als einen stillen und musisch begabten Menschen. In seiner Freizeit spielte er Geige und Mundharmonika und widmete sich der Malerei.

Leo arbeitete als Bergmann unter Tage. Nach einem Arbeitsunfall traten angeblich epileptische Anfälle auf. Auf Veranlassung eines Betriebs- oder Amtsarztes wurde er zwangsweise in die Heilanstalt Scheuern an der Lahn eingewiesen. Später erfolgte seine Verlegung in die Heil- und Pflegeanstalt Arnsdorf in Sachsen, von wo aus die sogenannten T4-Transporte in die Tötungsanstalten organisiert wurden.

Auf eine Anfrage seiner Geschwister zum Verbleib Leos erhielten sie am 29. April 1941 die Auskunft, er sei von der „Gemeinnützigen Krankentransport GmbH“ fortgebracht worden, man wisse nicht, wohin. Von weiteren Nachfragen solle man absehen. Wenig später teilte die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Sonnenstein in Pirna mit, Leo Altmeyer sei am 11. Mai 1941 an einem „schweren epileptischen Anfall“ plötzlich verstorben. Noch am selben Tag wurde seine Leiche eingeäschert – jede Nachprüfung sollte unmöglich gemacht werden.

Leo Altmeyer war eines von mindestens 13.700 Opfern der nationalsozialistischen Krankenmorde in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein.

Nach seinem Tod erhielt seine Schwester Gertrud die Mitteilung, dass sein Nachlass – abgesehen von den Kleidern – lediglich aus einer Mundharmonika, einem Farbkasten sowie einer Barschaft von 6,43 Reichsmark bestanden habe.

Die Täter von Sonnenstein wollten alle Spuren tilgen. Doch sie haben es nicht geschafft, Leo Altmeyer aus dem Gedächtnis zu löschen. Mit diesem Stolperstein erinnern wir an ihn – für seine Angehörigen, für die Stadt und als Mahnung an uns alle.

Wenig ist bekannt über das Leben von Anna Blum in – hoffentlich – glücklicheren Zeiten. Fest steht, dass sie am 12. Juli 1872 in Püttlingen geboren wurde. Sie hatte neun Halbgeschwister aus der ersten Ehe ihres Vaters und drei Schwestern aus seiner zweiten Ehe. Mit 14 Jahren verließ sie die Schule und arbeitete – nacheigenen Angaben – zunächst als Landarbeiterin, später als Bedienstete beim Bürgermeister von Püttlingen.

Mit 28 Jahren, im Jahr 1900, wagte sie den Schritt in die große Stadt Saarbrücken. Dort verdingte sie sich als „Dienstmagd“ (in behördlicher Lesart: „ohne Beruf“) und wohnte bis zur Evakuierung der „Roten Zone“ im September 1939 in der Gutenbergstraße 50. Wo sie sich während der Evakuierung aufhielt, ist nicht bekannt und ließ sich nicht ermitteln.

Anna Blums Leben endete kurz vor ihrem 69. Geburtstag – auf höheren Befehl, „zum Wohl des Vaterlands“. Nachdem sie im August 1940 als „Räumungsrückkehrerin“ (Evakuierte) von Landjägern in Riegelsberg aufgegriffen und wegen Orientierungslosigkeit als geisteskrank („senile Demenz“) eingestuft worden war, kam sie in die Heil- und Pflegeanstalt Eichberg. In ihrer Krankenakte heißt es: „Die Umstände, die der Krieg für die Grenzbevölkerung brachte, haben sicher schwer auf die Kranke eingewirkt.“

Fast ein Jahr lang blieb sie dort und galt den Behörden als Belastung. Schriftwechsel zwischen den Ämtern der Westmark drehte sich vor allem um die Frage, wer für ihre täglichen Unterhaltskosten von 2,50 Reichsmarkaufkommen sollte. Wegen ihres Umherirrens wurde sie zusätzlich als „belästigend“ eingestuft.

Gut dokumentiert ist der Zeitpunkt ihres Todes: der 9. Juli 1941, 21:10 Uhr, im Bau III der Landesheilanstalt Eichberg. Uneinigkeit bestand jedoch darüber, was als Todesursache angegeben werden sollte: „Lungenentzündung mit Idiotie“, wie zunächst vermerkt und später überschrieben mit „Altersschwäche und Altersschwachsinn“? Oder doch „zunehmende Herzschwäche bei allgemeinem Siechtum“? Offensichtlich rang man um Formulierungen für das, was man offiziell nicht benennen durfte.

Niemand machte sich damals die Mühe, nach noch lebenden Verwandten von Anna zu suchen. So starb sie einsam und vergessen – ein Opfer eines grausamen, unmenschlichen Systems. Mit diesem Stolperstein ehren wir ihr Andenken, bewahren ihren Namen und halten ihre Geschichte lebendig, damit sie nie wieder in Vergessenheit gerät.

Der Schreiner Ludwig Brader wurde am 01.10.1907 in München geboren und war Mitglied der KP (Kommunistische Partei) und arbeitete zunächst in Freiburg/Breisgau. Nachdem Hitler die Macht ergriffen hatte, floh Ludwig zunächst nach Basel und von dort nach Püttlingen. Im Oktober 1933 fand er Obdach bei Familie Nalbach. Getreu seiner politischen Gesinnung verteilte er Flugschriften gegen die Saarrückgliederung und heiratete Maria Nalbach, die älteste Tochter der Familie, am 27.03.1943. Gemeinsam hatte das Paar vier Kinder. Maria (Cilly, geb. 1928), Ludwig (geb. 12.08.1934), Helene (geb. 11.08.1935) und Sonja (geb. 02.12.1936). Am 16.01.1935 - 3 Tage nach der Saarabstimmung - emigrierte er mit seiner Ehefrau, den Schwiegereltern und Rosa, nach Frankreich. 1936/37 schloss er sich den Spanienkämpfern an und seine jüngste Tochter wurde in Spanien geboren. Am 15.08.1940 wurde der Familienvater verhaftet und am 30.10.1940 ins Gefängnis nach Saarbrücken überführt. Von dort überstellte man ihn am 25.03.1940 zum Gerichtsgefängnis Kaiserslautern. Eine Rückführung nach Saarbrücken fand alsdann statt. Seine Ehefrau und die Kinder wurden am 03.09.1940 zwangsweise nach Püttlingen zurückgeführt. Am 08.04.1941 verurteilte ihn das Oberlandesgericht Stuttgart wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei Jahren und 6 Monaten Zuchthaus. Einen Teil der Strafe verbüßte er vom 21.04.1941 bis 23.04.1942 im Zuchthaus Amberg, von wo er am 23.04.1942 zur Stapo Saarbrücken überstellt wurde. Am 14.08.1942 kam er ins KZ Dachau und wurde in der Kategorie „Sch“ Schutzhaft und „Sp.K“ Spanienkämpfer, geführt. Am 26.10.1942 kam Ludwig ins KZ Auschwitz (Häftlingsnummer 71284, „Rsp“ Rotspanienkämpfer). Aufenthalte im Häftlingskrankenhaus Monowitz des KZ Auschwitz folgten vom 24.07.1943 bis 02.08.1943 und vom 14.12. bis 17.12.1943. Am 07.11.1944 erfolgte die Eingliederung in SS Grenardierformation. Am 08.11.1944 erreichte sein letzter Brief seine Ehefrau Maria und seine Kinder. Laut Beschluss des Amtsgerichts Völklingen/Saar vom 02.09.1952 wurde Ludwigs Todeszeitpunkt auf 30.11.1944 festgestellt.

 

Die Quellen wurden durch Rudolf Hahn, unter Zuhilfenahme der beim Saarländischen Landesarchiv geführten Dokumente und Akten erarbeitet. Danke an die Familie der Opfer, die uns mit der Übergabe von Fotos und Briefen geholfen haben, die Schicksale aufzuarbeiten.

Die Patenschaft dieses Stolpersteins sowie der Steine für die Familie Nalbach haben Patricia und Prof. Dr. Franz Folz übernommen.

Oscar Jakob

Oskar Jakob kam am 15.10.1885 in Saarwellingen zur Welt.  Seine Eltern Moses und Emma Jakob hatten insgesamt 12 Kinder, Oskar war das zweitgeborene. 1920 heiratete er die aus Luxemburg stammende Bertha Israel und zog mit ihr nach Püttlingen in das Haus, das er in der Straße „Am Hirtenberg“ erworben hatte. Hier in Püttlingen arbeitete er als Viehhändler. 1922 kam ihr Sohn Siegfried zur Welt. Wenige Monate nach der Saarabstimmung im Januar 1935 floh die Familie nach Luxemburg, da sie schnell erkannt hatte, dass sie unter den veränderten politischen Bedingungen keine Zukunft mehr in Püttlingen haben würde. Im November 1940 setzte die Familie ihre Flucht fort, weil sie ihr Leben nun auch in Luxemburg bedroht sah und ließ sich im südfranzösischen Nyons nieder, das zu diesem Zeitpunkt im noch nicht besetzten Teil Frankreichs lag. Dort hoffte die Familie, ein Leben frei von Verfolgung und Terror führen zu können. Diese Hoffnung wurde 1942 zerstört: Nach der Besetzung der sogenannten Freien Zone kamen Oskar Jakob und seine Frau Bertha zunächst in ein Internierungslager; im November 1942 wurden sie in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und wenige Tage nach ihrer Ankunft dort ermordet.  

Bertha Jakob

Bertha Jakob kam aus der Gemeinde Hollerich in Luxemburg. Ihr Vater stammte aus Luxemburg, ihre Mutter kam aus Aach bei Trier.

Bertha wurde am 27.5.1897 als erstes von fünf Kindern der Eheleute Israel geboren. 1920 heiratete sie den Viehhändler Oskar Jakob aus Saarwellingen und wohnte von diesem Zeitpunkt an im Haus Am Hirtenberg 18 in Püttlingen. Nach ihrer Flucht nach Luxemburg 1935 wohnte sie mit ihrer Familie fünf Jahre in der Gemeinde Kehlen. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs waren sie auch hier nicht mehr sicher und so floh die Familie weiter nach Frankreich, wo sie sich in der südfranzösischen Stadt Nyons niederließ. Dort wurde Bertha 1942 verhaftet und kam zunächst in ein Internierungslager.

Bertha Jakob erlitt das gleiche Schicksal wie ihr Mann Oskar. Mit demselben Transport wie ihr Mann wurde sie nach Auschwitz deportiert und dort im Dezember 1942 ermordet.

Ihr Sohn Siegfried entging diesem Schicksal: Er hatte sich bereits 1941 der französischen Fremdenlegion angeschlossen und war zum Zeitpunkt der Verhaftung seiner Eltern in Nordafrika im Einsatz.

Siegfried Jakob

Siegfried Jakob war das einzige Kind der Eheleute Oskar und Bertha Jakob. Er wurde am 8.5.1922 geboren, besuchte zunächst in Püttlingen die Volksschule und ab 1932  das Realgymnasium Völklingen. Nach immer brutaler werdenden körperlichen Attacken durch seine Mitschüler, denen er wegen seines jüdischen Glaubens ausgesetzt war, musste er bereits in der sechsten Klasse das Gymnasium wieder verlassen und besuchte ab diesem Zeitpunkt die jüdische Schule in Saarbrücken. 1935 floh er mit seinen Eltern über Luxemburg, wo er inzwischen eine Bäckerlehre begonnen hatte, nach Frankreich. 1941 trat Siegfried Jakob zunächst in die Fremdenlegion ein;  dadurch entging er der Verhaftung durch die Nazis und damit  auch  dem Schicksal seiner Eltern, die im Dezember 1942 in Auschwitz ermordet wurden.  1943 wurde er Soldat in der luxemburgischen Armee, die in England gerade neu zusammen-gestellt wurde. 1944 nahm er an der Landung der Alliierten in der Normandie teil und war Soldat bis zum Ende des Krieges. Nach kurzen Aufenthalten in Püttlingen und in Brotdorf, wo seine spätere Ehefrau Lore herstammte, ließ er sich schließlich in Bouzonville in Lothringen nieder. Dort wohnte er bis zu seinem Tode im Jahr 1984. 

 

Patenschaft: Freundeskreis Kirchenmusik St. Sebastian

„Anders – sein ist das Normale.

Jeder Mensch ist für den anderen anders.

Und jeder Mensch hat seinen eigenen Zauber.“

(M. Pistorius-Adams)

Paul Aloysius Meyer wurde am 18.08.1923 in Püttlingen in der Derler Str. 36 (heute 44) als Sohn von Katharina Mathilde geb. Mathis und Aloysius Sebastian Meyer geboren. Paul war der Älteste von fünf Geschwistern. Er kam mit dem Down Syndrom (Trisomie 21) zur Welt und war ein lebensfroher, anhänglicher Junge mit einer Lernbehinderung.

Aus den Erzählungen seiner Schwester Mathilde (Jg. 1934) ist zu erfahren, dass Paul ein liebes Kind war, dass er nie böse oder frech war und er oft mit ihr gespielt hat. Er empfand Stolz über sein Buch, das er ihr zeigte. Weiterhin schildert sie, dass ihre Mutter sehr an Paul gehangen, sie immer auf sein Äußeres geachtet und ihn gepflegt hat. Paul war wie alle anderen in die Familie integriert und in der Nachbarschaft akzeptiert. Ein ehemaliger Nachbar, Hans-Josef Karrenbauer erinnerte sich an Paul als einen kräftigen, harmlosen Jungen, der gerne die Nachbarn besuchte. Er schilderte, dass nicht darüber gesprochen wurde, als Paul plötzlich fernblieb. Mathilde, Pauls Schwester, weiß noch wie „die abends mit genagelten Stiefeln kamen, die Treppe hoch gestürmt und sich das Kind geholt haben.“ „Die Mama und ich haben furchtbar geweint und wollten das nicht. ….. und sie haben ihn einfach geholt…. Es waren keine Soldaten, aber Leute von der Partei.!“ Dies ereignete sich am 06.12.1937. Paul wurde im Alter von 14 Jahren aus seiner Familie gerissen und in die „Heilerziehungsanstalt“ Kalmenhof nach Idstein im Taunus/Hessen auf Veranlassung des Reichskommissars deportiert. (Quelle: Archiv des Landeswohlfahrtsverbands Hessen)

In der Broschüre „Die Geschichte des Saarlandes“ wird beschrieben, dass Oppositionelle, Juden, Sinti und Roma sowie „Erbkranke“ zunehmend der Verfolgung durch die Gestapo ausgesetzt waren. Als Diagnose wurde bei der Zwangseinweisung in der „Heilanstalt“ Kalmenhof „erworbener Schwachsinn und mongoloider Idiotie“ angegeben. Seine Schwester erzählt über Pauls Aufenthalt im Kalmenhof folgendes: Mama und Papa durften ihn vielleicht 1 bis 2 mal im Jahr besuchen, wir Geschwister überhaupt nicht…. Man musste ja eine Bescheinigung für Besuche haben ….. Und sie durften ihn nicht mit nach Hause nehmen ….. Weiter erzählt Mathilde, dass später nicht mehr über Paul gesprochen wurde, denn es war schlimm, wenn andere Kinder sagten: “Ihr habt auch so einen Verrückten, so einen Idioten …., das war ein Makel damals.“ Das Kind wurde totgeschwiegen, auch in der Nachbarschaft.“  Aus Erinnerungen und Erzählungen von Pauls Mutter ist zu erfahren, dass sie bei Besuchen im Kalmenhof sehr betroffen war, dass Paul so abgemagert war.  Zu Hause hat sie sich dann das Essen vom Mund abgespart und einige Essenspakete zu ihm geschickt. Ob Paul diese erhalten hat, ist jedoch ungeklärt. Auch erzählte sie, dass sie bei jedem Besuch ein schlechtes Gewissen hatte und sehr traurig war. War Paul doch ihr erstgeborenes Kind, an dem sie sehr hing, auch wenn er nicht so war wie andere Kinder. Was genau mit Paul im Kalmenhof geschah, konnte nicht recherchiert werden, da die Krankenakte verschollen ist. Die Familie erhielt eine schriftliche Notiz, dass Paul am 26.09.1940 verstorben ist. Die angegebene Todesursache: Mongoloide Idiotie, Lungentuberkulose, Herzschwäche. Paul wurde am 30.09.1940 in Idstein beigesetzt.

Paul wurde 17 Jahre alt. Er ist ein Opfer der Gräueltaten des Naziregimes. Einer von 70.000 Menschen, die wegen ihrer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen von 1940 bis 1941 (Aktion T4) ermordet wurden. Viele offene Fragen bleiben. Die Familie hat Paul nie vergessen. Paul, war Sohn, Bruder, Nachbar – ein Mensch, der es zu leben verdient hatte.

Der Künstler Gunter Demnig wird am 20. September vor Paul´s Elternhaus im Gedenken an ihn einen Stolperstein verlegen. Denken wir gemeinsam an Paul, der nach seinem Leidensweg endlich wieder zuhause ankommt.

Die Quellen wurden durch Martina Pistorius-Adams und Ute Müller erarbeitet und sie haben die Fotos zur Verfügung gestellt. Sie sind Pauls Nichten und werden die Geschichte ihres Onkels anlässlich der Stolpersteinverlegung erzählen.

Eigentlich sind Jakob, Margarete und Rosa Teil einer ganz normalen Familie. Jakob Nalbach wurde am 08. Januar 1886 in Püttlingen geboren. Am 30.12.1908 heiratete er Margarete Schneider, die am 06.05.1887 ebenfalls in Püttlingen geboren wurde. Gemeinsam bekamen sie sieben Kinder: Maria (geb. am 27.11.1907); Cäcilia (geb. am 27.10.1909). Rosa (geb. am 20.11.1910), Peter (geb. am 07.03.1912), Franziska (geb. am 13.07.1913), Fridolin (geb. am 04.12.1914) und Maria Louise (geb. am 14.10.1919). Rosa war schwerbehindert, was ihr später zum Schicksal wurde.

Jakob Nalbach wurde 1912 Mitglied des Bergarbeiterverbandes. Als Mitglied der KP-Fraktion gehörte er ab 1930 dem Gemeinderat in Püttlingen an. Am 16. Januar 1935 musste er aufgrund seiner politischen Gesinnung mit seiner Familie seine Heimatstadt Püttlingen verlassen und floh nach Frankreich. Vom 18.01.1935 bis 01.10.1935 lebte die Familie in Cacassone und während der Zeit vom 01.10.1935 bis zum 01.05.1937 war sie in Prats de Mollo (Spanien) ansässig. Von dort siedelte die Familie am 01.05.1937 nach Homécourt (Departement Meurthe-et-Moselle)

Dort fand Jakob als Hüttenarbeiter Arbeit. Die deutsche Staatsbürgerschaft wurde ihm und seiner Familie am 04.06.1938 aberkannt.

Ein Freiheitsentzug nach dem anderen begann nach dem Kriegsausbruch. Zunächst befand sich Jakob in der Zeit vom 10.09.1939 bis 20.06.1940 im Internierungslager Bar-le-Duc. Zuvor verbrachte er zwei Tage (1939) im Gefängnis in St. Etienne/Loire. Eine Verhaftung durch die Gestapo erfolgte dann sehr zeitnah am 18.08.1940 wonach er ins Gefängnis nach Saarbrücken überführt wurde. Am 28.01.1941 wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrats zu zwei Jahren Haft verurteilt. Dieses Urteil wurde vom Oberlandesgericht in Stuttgart ausgesprochen. Die Hauptverhandlung fand letztendlich in Saarbrücken statt. Die Haftstrafe von 2 Jahren verbüßte er 1941/1942 in Frankfurt-Preungesheim. Doch damit hatte seine Odyssee noch längst kein Ende, da er am Ende seines Freiheitsentzuges am 06.10.1942 nach Saarbrücken überführt wurde. Kurz vor Weihnachten, am 18.12.1942 verlegte man ihn ins KZ Dachau. Die Befreiung aus dem Lager Nordhausen durch die Engländer erfolgte am 23.04.1945. Der Gutachterausschuss stellte am 19.08.1947 fest, dass er „durch die alliierten Behörden entlassen“ wurde. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes kam er nach seiner Entlassung zunächst in ein Erholungsheim und kehrte erst im Juli 1945 in seine Heimatstadt Püttlingen zurück. Er erhielt eine Anstellung bei der Gemeinde Püttlingen und wurde 1952 rehabilitiert. Jakob starb am 26.01.1963 in Püttlingen.

Nicht zur Ruhe kam auch seine Ehefrau Margarete Nalbach. Nach der gemeinsamen Flucht ergaben sich zahlreiche Parallelen zu ihrem Mann, denn Margarete befand sich im gleichen Zeitraum im Internierungslager Bar-le-Duc. Auch verhaftete die Gestapo die 7fache Mutter. Zunächst zwei Tage im Gefängnis in St. Etienn/Loire, dann wurde sie ins Gefängnis nach Metz „verschubt“ und wurde nach vier Wochen ins Gefängnis nach Saarbrücken verlegt. Am 03.10.1940 kam Margarete in Untersuchungshaft ins Landgerichtsgefängnis Kaiserslautern. Nach knapp drei Monaten - am 21.01.1941 - kam die Rücküberführung ins Gefängnis nach Saarbrücken und wurde dort wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ in Schutzhaft genommen. Das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilte sie zu 2 Jahren und 6 Monaten, die sie im Gefängnis in Rotenfeld/Bayern verbüßte. Die Vollstreckung wurde vom 14.09.1942 bis 30.09.1945 wegen Haftunfähigkeit/Krankheit ausgesetzt. Wegen körperlicher Misshandlungen während ihrer Haft war Margarete später arbeitsunfähig. Margarete starb am 06.01.1963.

Die 25-jährige Rosa Nalbach begleitete ihre Eltern auf der Flucht nach Frankreich. Rosa war schwerbehindert und teilte bis 20.06.1940 das Schicksal ihrer Eltern. Rosa wurde am 03.09.1940 von der Gestapo verhaftet. Ab 25.05.1942 war sie als Putzfrau bei den Röchlingwerken Völklingen beschäftigt. Nach einem Unfall wurde sie ab 13.02.1943 im Hüttenkrankenhaus behandelt und wurde von dort am 17.04.1943 durch die Gestapo in die Heilanstalt nach Lorchingen/Lorquin in Lothringen abtransportiert und im Alter von knapp 33 Jahren zwangssterilisiert. Ihre Mutter Margarete konnte sie dort am 03.05.1943 abholen. Es wurde Rosa durch den Arzt zur Zwangssterilisation mit der Begründung „ist Sache der Gestapo“ keine Bescheinigung ausgestellt. Auch nach dem Krieg konnte kein Nachweis mehr über diese zu Unrecht durchgeführte Operation gefunden wurden. Es ist davon auszugehen, dass die Unterlagen vernichtet wurden. Rosa wurde offiziell nicht als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt. Der Gutachterausschuss urteilte am 02.11.1948: „Der Nachweis einer politischen Verfolgung ist nicht erbracht. Über die angebliche Sterilisation konnten keine Feststellungen getroffen werden. Selbst dann, wenn ein operativer Eingriff vorgenommen wurde, dürfte dieser seine Ursache ausschließlich in der krankhaften Veranlagung der Antragstellerin finden, den, wie der Bürgermeister in seinem Bericht vom 11.09.1948 angibt, war die Antragstellerin bei ihrer körperlichen und geistigen Verfassung zu irgend einer politischen Betätigung nicht in der Lage, sodass damit erwiesen ist, dass von einer Verfolgung und Schädigung im Sinne des Wiedergutmachungsgesetzes vom 31.07.1948 nicht die Rede sein kann….. Die Kommission ist jedoch nicht bereit, den vorliegenden Antrag auf Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus zu befürworten.“ Rosa starb am 04.06.1954.

 

Die Projektgruppe Erinnerungsarbeit recherchiert die Leidenswege der Opfer aus der Stadt Püttlingen und verlegt Stolpersteine an den zuletzt frei gewählten Adressen. Am 14. Mai werden die Stolpersteine von Jakob, Margarete und Rosa in der Marktstr. 46 und er Stolperstein von Ludwig wird am gleichen Tag in der Schulstr. 1 verlegt.

Denken wir gemeinsam an Jakob, Margarete, Rosa und Ludwig. Wünschen wir ihnen, dass sie nun für immer in Püttlingen bleiben.

Die Quellen wurden durch Rudolf Hahn, unter Zuhilfenahme der beim Saarländischen Landesarchiv geführten Dokumente und Akten erarbeitet. Danke an die Familie der Opfer, die uns mit der Übergabe von Fotos und Briefen geholfen haben, die Schicksale aufzuarbeiten.

Die Patenschaft dieser Stolpersteine haben Patricia und Prof. Dr. Franz Folz übernommen.

„Du bist wie eine Farbe. Nicht jeder wird dich mögen. Doch es wird immer jemanden geben, dessen Lieblingsfarbe du bist.“
(Unbekannt)

Maria Irene Rink geb. Altmeyer wurde am 03. April 1896 in Püttlingen geboren. Sie wuchs als Tochter von Elisabeth geb. Lang und Peter Altmeyer in Püttlingen auf.  Am 08. September 1913 heiratete Maria Irene den Bergmann Peter Rink. Maria Irene hat in den Jahren 1913, 1915, 1917, 1919, 1921 und 1924 vier Mädchen und zwei Jungen geboren. Ottilia (*1915) verstarb am 01.01.1916 im Säuglingsalter, ebenso musste das Ehepaar seinen Sohn Aloysius (*1917) mit 15 Monaten beerdigen. Maria Irene wurde bei einer Operation der Kropf entfernt. Hiervon erholte sie sich nicht und sie wurde am 02.09.1929 in die Anstalt Merzig eingewiesen. Ihre älteste Tochter Maria musste fortan den Haushalt führen und die Geschwister versorgen. Es war ihr Wunsch, eine besondere Ausbildung zu beginnen, jedoch konnte sie aufgrund der Familiensituation diesen Traum nicht realisieren. Der Ehemann besuchte Maria Irene immer wieder in Merzig. 1939 war kein gutes Jahr für die Familie. Der zweite Sohn, Petrus, starb an den Folgen eines Arbeitsunfalls und am 04. Januar 1939 wurde Maria Irene auf Anordnung des Herrn Reichskommissars f. d. Saarland – Abteilung II – Saarbrücken mit einem Sammeltransport von Merzig nach Eichberg gebracht. Dort verbrachte sie ihr letztes Lebensjahr und verstarb am 05. Januar 1940. Als Todesursache wurde Lungentuberkulose und körperlicher Verfall bei Kropfentfernung angegeben. Peter, ihr Ehemann, lebte zu dieser Zeit in der Mozartstr. 8 in Gelsenkirchen-Rotthausen. Dort erhielt er folgende Nachricht: „Wir teilen Ihnen mit dem Ausdruck unseres Beileides mit, daß Ihre Ehefrau Maria Rink geb. Altmeyer am 05. Januar 1940 19.05 Uhr hier verstorben ist. Die Beerdigung ist auf Dienstag den 09. Januar 1940 festgesetzt und findet um 15.00 Uhr auf dem hiesigen Anstaltsfriedhof statt. Der Direktor I.V.“ Maria Irene sollte nach Püttlingen überführt werden. Hierfür wurde vom Beerdigungsinstitut Adolf Volk Mai am 21. September an die Landesheilanstalt Erbach (Rhg) ein Überführungsantrag gestellt, der am 23. September 1940 genehmigt wurde. Im Bestattungsbuch der Stadt Püttlingen konnte jedoch kein Eintrag zur Umbettung von Maria Irene gefunden werden.

Maria Irene wurde 44 Jahre alt. Sie ist ein Opfer der Gräueltaten des Naziregimes. Eine von 70.000 Menschen, die wegen ihrer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen von 1940 bis 1941 (Aktion T4) ermordet wurden. Viele offene Fragen bleiben. Eine Operation, die das Leben einer ganzen Familie veränderte. Sie hat ihre Kinder nicht aufwachsen sehen, hat nicht erlebt, dass diese ihre eigenen Familien gründeten und hat deren Kinder nie kennengelernt. Maria Irene – ein Mensch, der es zu leben verdient hatte.

Der Künstler Gunter Demnig verlegte am 20. September 2023 vor Marias letzten, freigewählten Wohnort im Gedenken an Maria Irene einen Stolperstein. Denken wir gemeinsam an Maria Irene, die nach ihrem Leidensweg endlich wieder zuhause ankommt.

Die Quellen wurden durch die Projektgruppe „Erinnerungsarbeit Püttlingen“ und Familie Utter erarbeitet und die Familie hat die Fotos zur Verfügung gestellt. 

„Du bist wie eine Farbe. Nicht jeder wird dich mögen. Doch es wird immer jemanden geben, dessen Lieblingsfarbe du bist.“
(Unbekannt)

Maria Alt wurde am 04.08.1914 in Köllerbach in der Bärenbergstr. 48 (heute 124) als Tochter von Maria geb. Altmeyer und Ludwig Alt geboren. Maria hatte zwei ältere und zwei jüngere Brüder sowie eine jüngere Schwester war ledig und half ihrer kranken Mutter im Haushalt. Diesen führte sie nach dem Tod ihrer Mutter weiter. Einen Beruf hat sie nicht erlernt. Nach dem Tod ihrer Mutter (1938), einer gescheiterten Liebesbeziehung und der Evakuierung Anfang September 1939 nach Bebra wurde durch den Hausarzt Dr. Göring im Evakuierungsgebiet am 26.10.1939 ein Attest mit folgendem Wortlaut ausgestellt: „…besteht eine seelische Depression mit vorwiegend ruhigem Charakter, eine dringende Notwendigkeit, die Kranke in eine Anstalt zu bringen, besteht nicht – wenigstens nicht zur Zeit….“. Nur eine Woche später, am 02.11.1939 wies zuvor genannter Arzt Maria wegen einer Depression in die Landesheilanstalt Merxhausen ein. Es wurde ein ausgiebiger Schriftverkehr zur Übernahme der Pflegekosten in Höhe von 2,50 RM pro Tag geführt. Am 22.06.1940 bat der Vater den Direktor der LHA Merxhausen, Maria wegen der geplanten Rückführung der Familie ins Saarland zu entlassen. Bereits vier Tage später wurde die Bitte aufgrund der psychischen Situation abgelehnt. Eine Aufforderung des RMdI (Reichministerium des Innern) erreichte die Landesheilanstalt Hain und Merxhausen am 28.06.1940 (sh. Manfred Klüppel: Euthanasie S. 31), wonach für alle Patienten der Meldebogen 1 ausgefüllt an das Reichsministerium zurückgeschickt werden sollte. Marias Diagnose lautete am 01.07.1940 :  „Schizophrenie, Hauptsymptome: autistisch, verschroben, halluziniert, grimassiert, manieriert, dement; Endzustand: ja; ist mit Entlassung demnächst zu rechnen: nein;“ Dieser Meldebogen war Grundlage für die Verlegungslisten in die Tötungsanstalten. Marias Vater hat sich, nach der Rückkehr der Familie nach Köllerbach, erneut am 07.10.1940 an den Direktor der LHA Merxhausen gewandt und sich nach dem Befinden seiner Tochter erkundigt und erneut angefragt, wann er Maria abholen kann. Die Antwort des Direktors folgte bereits am 10.10.1940 mit folgendem Wortlaut: „Wegen ihres unberechenbaren Verhaltens bedarf unsere Patientin für zunächst nicht absehbare Zeit der weiteren Behandlung in einer geschlossenen Anstalt für Geisteskranke.“ Die Recherchen ergaben, dass am 07.02.1941 folgender Eintrag, „In letzter Zeit Gewichtsabnahme….“ in die Krankengeschichte erfolgte. Und einen Tag später folgte eine Mitteilung der LHA Merxhausen, dass Maria fieberhaft erkrankt sei. Es handele sich um eine Erkrankung der linken Lunge, die ernsthafter Natur zu sein scheint. – evtl. Möglichkeit einer ungünstigen Entwicklung – Bitte, die übrigen Angehörigen zu verständigen. Am 25.02.1941 wurde die Erkrankung an offener Lungentuberkulose angezeigt, allerdings ohne Erregernachweis! Der Vater bat in einem Brief am 23.03.1941 darum, Maria in eine heimatnahe Heilanstalt zu verlegen. Diese Bitte wurde am 27.03.1941 mit der Begründung eines schlechten körperlichen Allgemeinbefindens, abgelehnt. Wörtlich heißt es da: „Eine Entlassung nach Hause ist wegen der starken Unruhe und der Ansteckungsgefahr gänzlich ausgeschlossen.“ Zwei weitere Einträge in die Krankengeschichte Marias vom 10.04.1941 und 28.04.1941 lauten: „Geht sichtlich zurück ….“ und „…. an Gewicht stark abgenommen.“ Danach folgen die Einträge „Moribunder Zustand“ (07.05.1941) und einen Tag darauf der Vermerk : um 16.00 Uhr gestorben. Es folgt ein Telegramm an den Vater, Beerdigung am Montag (12.05.1941), 10.30 Uhr.

Maria wurde 26 Jahre alt. Sie ist ein Opfer der Gräueltaten des Naziregimes. Eine von 70.000 Menschen, die wegen ihrer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen von 1940 bis 1941 (Aktion T4) ermordet wurden. Viele offene Fragen bleiben. Der Vater kämpfte darum, sein Kind in seiner Nähe zu wissen. Maria, war Tochter, Schwester, Freundin – ein Mensch, der es zu leben verdient hatte.

Der Künstler Gunter Demnig verlegte am 20. September 2023 vor Marias Elternhaus im Gedenken an Maria einen Stolperstein. Denken wir gemeinsam an Maria, die nach ihrem Leidensweg endlich wieder zuhause ankommt.

Die Quellen wurden durch Franz Meyer erarbeitet und er hat die Fotos zur Verfügung gestellt. 

Fritz Klein wurde als Sohn von Ludwig Wilhelm Klein und Emma Luise Katharina geb. Schertz, am 18.12.1898 in Hilschbach geboren. Er heiratete am 11.08.1921 Henriette Katharina Becker.

Fritz wuchs in Engelfangen als Sohn einer Bergmannsfamilie auf und arbeitete als Hauer und Schlepper in der Grube Viktoria in Püttlingen bis er 1918 als Soldat an der Westfront im Ersten Weltkrieg dienen musste. Nach dem Krieg engagierte er sich im Bergmannsverband und war ab 1919 SPD-Mitglied. Seit 1932 Vorsitzender der SP-Ortsvereins Engelfangen. Bis zur Saarabstimmung war er als Vorsitzender des SPD-Ortsverbandes und Vertreter des Sozialistischen Schutzbundes, dem er sich 1933  anschloss, tätig. Kämpfte aktiv gegen die Rückgliederung, verteilte Flugblätter gegen Hitler, klebte Plakate und übernahm mit anderen den Saalschutz bei Versammlungen. Nach dem Anschluss des Saarlandes an das Deutsche Reich flüchtete er am 18.1.1935 über Forbach nach Südfrankreich. Im November des gleichen Jahres folgte ihm seine Ehefrau. Vom 19.11.1935 bis 20.11.1936 lebte er in Vergongheon (Département Haute Loire), ab 21.11.1936 bis 20.03.1940 in Faulquemont gemeldet und arbeitete ab Anfang 1937 als Hauer auf der Grube Faulquemont. In Forbach gehörte Fritz der SPD-Grenzstelle um Emil Kirschmann, Hanna Kirchner und Richard Kirn an. Er agierte als Kurier, der Propaganda, Geldmittel und Nachrichten über die grüne Grenze nach Deutschland brachte. Im Februar 1937 war er einer von 33 sozialdemokratischen und kommunistischen Politikern und Gewerkschaftern, die an einer Exil-Konferenz angesichts des zweiten Jahrestags der Rückgliederung des Saargebietes teilnahmen. Dort wurde der Widerstand gegen den Nationalsozialismus organisiert und der Aufruf „Saarvolk höre“ verabschiedet, der in das Saargebiet geleitet wurde.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde Fritz am 5. September 1939 interniert (zunächst in Pont à Mousson), dann vom 21.3.1940 bis 4.6.1940 nach Decazeville (Aveyron), wo er als Bergmann beschäftigt wurde. 1944 erklärte er der Gestapo in einem Verhör, dass er sich freiwillig für das französische Heer meldete, aus Dankbarkeit, dass Frankreich ihn als Flüchtling aufgenommen hatte. Fritz wurde jedoch für kriegsdienstuntauglich befunden. Im Juni 1940 flüchtete er nach Blaye-les-Mines (heute Département Tarn) und arbeitete in verschiedenen Gruben in Südfrankreich, nachdem er dem Recrutement des Etrangers zugeteilt worden war und ab 9.10.1941 auf Grube Carmaux. Am 12.4.1943 erhielt er eine Aufforderung von der deutschen Behörde in Toulouse, nach Deutschland zurückzukehren, was er ablehnte. Am 9. Oktober 1943 wurde er von der deutschen Feldgendarmerie in seiner Wohnung in Carmaux aufgegriffen und bis Anfang 1944 im Gefängnis in Toulouse wegen politischer Unzuverlässigkeit inhaftiert. Im gleichen Jahr wurde er dann nach Deutschland gebracht, zunächst bis Mitte Februar Neue Bremm Saarbrücken, anschließend bis 29.7.1944 im Lerchesflur Saarbrücken und vom 30.07.1944 bis 22.9.1944 im Zuchthaus Bruchsal, jeweils wegen „Hochverrat“. „Hier besteht kein Zweifel, dass sich Fritz Klein während seines Aufenthaltes in Frankreich weit mehr in deutschfeindlichem Sinne betätigte, als er jetzt zugibt. Klein ist ein verbissener Feind des nationalsozialistischen Deutschland geblieben“ (Schlussbericht der Saarbrücker Gestapo vom 3.2.1944 zum „Fall Klein“ mit der Forderung „Strengste Bestrafung ist am Platz“). Vom Volksgerichtshof wurde er am 29. Juni 1944 in Freiburg wegen Hochverrats, landesverräterischer Waffenhilfe und Feindbegünstigung zum Tode verurteilt. In der Urteilsbegründung heißt es „Alle seine einzelnen Tathandlungen beruhen auf seiner fanatisch marxistischen Gesinnung und seinem Hass gegen das nationalsozialistische Deutschland … (Es gebe) zur Sühne der schweren Schuld und um des Schutzes von Reich und Volk willen nur die Todesstrafe“. Seine Ehefrau, die sich noch in Carmaux aufhielt, nachdem sie sich vorher mehrfach vor der deutschen Polizei verstecken musste, erhielt am 30.7.44 einen letzten kurzen Brief ihres Mannes. Am 22. September 1944 wurde er mit der Guillotine im Strafgefängnis Seilerbahn in Bruchsal hingerichtet. „Das Urteil des Volksgerichtshofes vom 29. Juni 1944 wurde am 22. September 1944 18 Uhr in der Richtstätte des Strafgefängnisses Seilersbahn in Bruchsal vollstreckt“, meldete der Karlsruher Oberstaatsanwalt dem Reichsjustizminister. „Zwischenfälle und Ereignisse von besonderer Bedeutung kamen nicht vor.“ Die Leiche wurde dem Anatomischen Institut an der Heidelberger Universität als Seziermaterial verkauft. Wie wenig Mühe sich die deutschen Behörden mit seinen Personalien machte, zeigt, dass in den Akten des Zuchthauses in Bruchsal mehrfach Blaye-les-Mines als Geburtsort angegeben wurde. Seine Ehefrau kehrte erst am 2.2.46 aus Carmaux (Tarn) zurück nach Püttlingen.

Der erste Parteitag der Sozialdemokratischen Partei des Saargebietes ehrte ihn am 30.6.1946 als Opfer des Faschismus.

Fritz Klein stand für seine Ideale ein. Für uns ist Fritz Klein Opfer der Politik des 3. Reiches. Er musste seine Heimat verlassen, war auf der Flucht und wurde schlussendlich hingerichtet.

Die Projektgruppe Erinnerungsarbeit recherchiert die Leidenswege der Opfer aus der Stadt Püttlingen und verlegt Stolpersteine an den zuletzt frei gewählten Adressen. Am 14. Mai wurde der Stolperstein von Fritz in der Engelfanger Str. 13 verlegt.

Denken wir gemeinsam an Fritz Klein. Wünschen wir ihm, dass er nun für immer in Püttlingen bleiben wird.

Der Text und die Quellen wurden von Rudolf Hahn unter Zuhilfenahme folgender Quellen erarbeitet: Klaus Michael Mallmann/Gerhard Paul: Das zersplitterte Nein. Saarländer gegen Hitler. Dietz, Bonn 1989, ISBN 3-8012-5010-5, S. 135–136; Klein Fritz in der Datenbank Saarland Biografien und Ursula Langkau-Alex: Geschichte des Ausschusses zur Vorbereitung einer Deutschen Volksfront. Akademie-Verlag, 2004, ISBN 978-3-05-004032-5, S. 281–282.

Die Patenschaft dieses Stolpersteins hat der SPD Ortsverband Ritterstraße übernommen.

„Du bist wie eine Farbe. Nicht jeder wird dich mögen. Doch es wird immer jemanden geben, dessen Lieblingsfarbe du bist.“
(Unbekannt)

Rosa Rech, geborene Altmeyer wurde am 17.05.1900 in Köllerbach als Tochter von Barbara geb. Blum und Peter Altmeyer geboren. Als ihre Mutter 1903 im Steinbruch in Köllerbach zu Tode kam, wurde Rosa zur Halbwaisen. Sie lebte bis zu ihrer Hochzeit 1930 in ihrem Elternhaus als Haustochter. Mit ihrem Ehemann, dem Bergmann Peter Rech schenkte sie innerhalb von sechs Jahren fünf Kindern das Leben. Hinzu kamen zwei Jungen, die die Eheleute bereits mit in die Ehe brachten. Kurz nach der Geburt ihres letzten Kindes, 1936, litt Rosa an einer psychischen Überforderung. Recherchen ergaben, dass in der Krankenakte „praktisch über Nacht eine Schizophrenie entwickelt“ vermerkt war.  Bis zu dieser Diagnose galt Rosa als normal, intelligent und mit einer schnellen Auffassungsgabe. Doch nun konnte sie ihre Kinder nicht mehr versorgen und fühlte sich wie gelähmt und verfolgt. Die Folge: sie wurde in die Heilanstalt in Merzig eingewiesen und von dort nach Hadamar verlegt. Hadamar war zu diesem Zeitpunkt noch eine „normale“ Pflege- und Heilanstalt. Als Ende 1940 die Landesheilanstalt Hadamar zur Tötungsanstalt im Rahmen der „Aktion T4“ umgebaut wurde, verlegte man Rosa nach Herborn. Dort wurde sie zwangssterilisiert. Am 07.03.1941 wurde sie nach Hadamar zurückgebracht. Sie wurde fotografiert und ihr Mund wurde auf Goldzähne untersucht. Dann wurde Rosa entkleidet und in den sogenannten Duschraum geführt. Dieser Tag sollte auch ihr Todestag sein.

Rosa wurde 40 Jahre alt. Sie ist ein Opfer der Gräueltaten des Naziregimes. Eine von 70.000 Menschen, die wegen ihrer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen von 1940 bis 1941 (Aktion T4) ermordet wurden. Viele offene Fragen bleiben. Ihre fünf Kinder kamen 1938 in ein Waisenhaus in Kleinblittersdorf und wurden in verschiedenen Pflegefamilien in der Pfalz untergebracht. Rosa durfte ihre Kinder nicht aufwachsen sehen oder ihre Enkelkinder im Arm halten. Nur kurze Zeit durften ihre Kinder ihr Lachen hören, ihre Enkelkinder haben sie nie kennengelernt.. Hätte die Familie dazu nicht ein Recht gehabt? Rosa – ein Mensch, der es zu leben verdient hatte.

Der Künstler Gunter Demnig verlegte am 20. September 2023 in Köllerbach in der Fresagrandinaria Straße im Gedenken an Rosa einen Stolperstein verlegen. Denken wir gemeinsam an Rosa, die nach ihrem Leidensweg endlich wieder in ihrem Geburtsort ankommt.

Die Quellen wurden durch die Enkelkinder erarbeitet. 

Leo Rupp wurde am 23.03.1897 in Köllerbach - Engelfangen geboren. Er arbeitete als Bergmann, wurde am 11. Mai 1936 in das Strafgefängnis Saarbrücken eingeliefert. Vorgeworfen wurden dem damals 39-jährigen ledigen Mann aus der Köllerbacher Bärenbergstraße 24 homosexuelle Handlungen mit einem 18-jährigen Schmied. Haftbefehl wurde erlassen, Untersuchungshaft angeordnet, es gab Verhandlungstermine vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Saarbrücken. Am 13. November 1936 kommt es zu einem Entlassungsbefehl für beide Männer aus der Untersuchungshaft. Ob dem Richter klar war, dass eine mögliche Strafe durch die lange Untersuchungshaft als verbüsst zu gelten hatte,  oder ob die Verdachtsmomente eventuell ausgeräumt werden konnten, muss wegen fehlender Gerichtsakten offen bleiben. 

Leo Rupp, der Vorsitzender eines Kegelclubs war, geriet Jahre später erneut in die Fänge der Kriminalpolizei. Am 11. April 1942 wurde er auf Beschluss des Amtsgerichts Völklingen mit einem Haftbefehl in das Strafgefängnis Saarbrücken eingeliefert. Der Verdacht des Verbrechens  gegen 
§ 175a stand im Raum, es folgte die Anklage vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts II in Saarbrücken. Nach mehreren Verhandlungstagen verurteilten die Richter den ledigen Köllerbacher  am 12. August 1942 zu einer Gefängnisstrafe von 18 Monaten, die er im Strafgefängnis von Dietz an der Lahn abzusitzen hatte. Doch damit nicht genug: Nach wohlgemerkt verbüßter Gefängnisstrafe sorgte die Kriminalpolizei Saarbrücken dafür, dass Leo Rupp nicht in die Freiheit entlassen wurde, sondern wie viele andere Homosexuelle, die mehr als einen Partner verführt hatten, in die sogenannte Schutzhaft wegen § 175 genommen wurde. 

Am 30. November 1943 kam Leo Rupp in das Konzentrationslager Natzweiler, für viele Homosexuelle aus Südwestdeutschland ein Ort des Grauens. Als §175-Häftling mit der Kartei-Nummer 6370 wurde Leo Rupp um den  Jahreswechsel 1944 in das Außenlager Natzweiler-Schörzingen überstellt. Ein Ort, der ob des kräftezehrenden Abbaus von Ölschiefer gefürchtet war und für viele Häftlingen das Todesurteil bedeutete. Offensichtlich hat Leo Rupp diese Qualen überlebt. Quellen belegten seine Rückkehr in die Heimat nach Kriegsende. Leo Rupp starb am 30.07.1962 im Knappschaftskrankenhaus Völklingen. 

Patenschaft: IG Burg Bucherbach