Logo Stadt PüttlingenDie Köllertalstadt

Von der Hinrichtung der beiden jungen Soldaten hatte Prof. Dr.-Ing. Franz Folz zum ersten Mal in den späten 90er Jahren gehört. Die brutale Unmenschlichkeit und Ungerechtigkeit dieses Ereignisses in seinem Heimatort, die Erschießung von zwei ihm bis dahin unbekannten jugendlichen Soldaten am 03.03.1945 durch ihre Kameraden, haben ihn tief erschüttert. Auch weil familien-geschichtlich fast zeitgleich der damals erst 16-jährige Bruder seiner Mutter, Franz Himbert aus Engelfangen, kurzfristig einberufen wurde und als junger Frontsoldat zu Tode kam. Die 19-jährigen Helmut Langer und Wilhelm Küpper erlebten Ende Februar 1945 in Köllerbach ihre letzten Tage und sollten bald darauf sterben – ihr Kriegskamerad, ebenso Gewehrschütze wie sie, Franz Himbert aus Engelfangen, wurde an der benachbarten Bliesgaufront am 28.02.45 von einer Granate tödlich getroffen. Er war erst 17 Jahre alt.  
 
So keimte in Franz Folz und seinem Sohn Johannes die Idee zu dem Vorhaben, dass für die beiden Soldaten in Köllerbach eine Erinnerungsstätte errichtet werden sollte – die als Mahnmal auch gegen Krieg und Militarismus an die große Zahl von Jungsoldatentoden erinnern soll. Deren Schicksal war es, noch kurz vor Kriegsende einberufen und im Fronteinsatz regelrecht „verheizt” zu werden.  
 
Nachdem durch Frau Monika Jungfleisch in Riegelsberg das Gedenken an die vom NS-Regime Verfolgten und Ermordeten durch die Verlegung von Stolper-steinen initiiert worden war, was großen Anklang in der Bevölkerung gefunden hatte, richteten Prof. Franz Folz und Johannes Folz einen Brief an die Stadt Püttlingen. Bürgermeisterin Denise Klein signalisierte Interesse an dem Vorhaben, was zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Erinnerungsarbeit Püttlingen” führte.
 
Prof. Franz Folz und ich, Alban Dörr, übernahmen hier die Aufgabe, die Vorkommnisse um den Tod der beiden Jungsoldaten Helmut Langer und Wilhelm Küpper soweit wie möglich zu klären. Wie andere NS-Gewalttaten war auch diese nicht aus dem Bewusstsein der Bevölkerung verschwunden – obwohl viele Details inzwischen verwischt oder verloren gegangen sind. 
   
Nach Beendigung unserer Recherchen stellte sich die Frage nach einem geeigneten Ort für das Mahnmal zur Erinnerung und zu Ehren der beiden Jungsoldaten. Etliche Standortplätze wurden diskutiert und wieder verworfen, bis sich in einem Moment stimmiger Intuition die Möglichkeit des jetzigen Platzes eröffnete, maßgeblich getragen von Pfarrer Prof. Dr. Joachim Conrads Idee. 

Vom Presbyterium der Kirchengemeinde St. Martin sowie vom Landesdenk-malamt wurden keine Einwände erhoben. 

Der Platz liegt auf dem ummauerten alten Friedhof der evangelischen Martinskirche. In unmittelbarer Nähe gegenüber waren Helmut Langer und Wilhelm Küpper arrestiert – hier befand sich auch ihr letzter Aufenthaltsort. Eingehegt durch alte Kastanienbäume liegt die Stelle gegenüber der Ein-gangspforte der evangelischen Kirche St. Martin, aus der die Botschaft von Erlösung und Frieden in die Welt strömt. 
  
Die beiden Stelen des Mahnmals stehen als plastisches Demonstrationssymbol für Helmut Langer und Wilhelm Küpper, wobei die Individualität der Personen durch die Assoziationsbreite des Materials gegeben ist. Wilhelm Küppers Stele besteht aus Diabas Basalt, dem in seinem Heimatort bei Bonn anstehenden Gestein, während die Stele für Helmut Langer aus dem in seiner Heimatstadt Dortmund anstehenden Ruhrsandstein gefertigt ist. Beide Stelen erheben sich auf einem Boden mit aus dem Mohmschen Steinbruch geborgenen Sandstei-nen, also der Erde, die von beiden Jungsoldaten als letzte erlebt und gespürt wurde. 

Symbolisch schließt sich auch für den oben angesprochenen Franz Himbert hiermit ein Kreis. Sein Vater hatte damals seine Leiche in der turbulenten Kriegssituation um Saarbrücken noch Anfang März 1945 mit dem Pferde-fuhrwerk aus dem Bliesgau nach Köllerbach gebracht, um seinem Sohn hier die letzte Ruhe in der Heimaterde zu geben. Er wurde auf dem Köllner Friedhof beigesetzt. Doch bestand dort für ihn kein ewiges Ruherecht, wie es gefallenen Soldaten eigentlich zusteht. Sein Grab ist inzwischen längst verschwunden. In dem Mahnmal für Helmut Langer und Wilhelm Küpper lebt nun auch eine Erinnerung an ihn fort.   
 
Die Errichtung des Mahnmals wurde ermöglicht durch das Sponsoring der Firma Dr.-Ing. Folz Gleitlagertechnik GmbH. 

Die fachliche Beratung und Durchführung aller Arbeiten gewährleistete die Firma Grabmale Müller, Köllerbach. 

Engelfangen im Januar 2025
Alban Dörr