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Der Hexenturm in Püttlingen galt lange Zeit bei einem großen Teil von Heimatforschern als das letzte Relikt der mittelalterlichen Wasserburg in Püttlingen, die in den Jahren zwischen 1341 und 1354 erbaut wurde. Die Ausgrabungen im Herbst 2002 haben aber eindeutig ergeben, dass der Hexenturm kein Burgturm war, sondern außerhalb des Burgberinges stand und zu einem späteren Zeitpunkt als Gefängnisturm errichtet wurde. Seine äußere Quaderwand ist heute ausgebrochen und lediglich das Füllmauerwerk bis zu einer Höhe von 6,50 m erhalten.

Im unterirdischen Teil enthält der Hexenturm ein kleines Verlies, in dem der Püttlinger Amtmann Thomas Königsdorfer um 1580/1600 14 Frauen aus Püttlingen und Obersalbach gefangen setzte, sie der Hexerei anklagte und nach einem unrechtmäßigen Prozess verbrennen ließ. Dieser ungeheuerliche Vorgang gab dem Gefängnisturm seinen Namen und war so tief im kollektiven Bewusstsein der Bevölkerung verwurzelt, dass der Hexenturm aus Pietätsgründen nicht abgerissen wurde.

Die Entstehungszeit der Püttlinger Wasserburg lässt sich sehr genau auf die Zeit zwischen 1341 und 1354 eingrenzen, eine Seltenheit bei mittelalterlichen Burgen. 1341 erklärte Johann von Forbach in einer Urkunde, dass er beabsichtige, in Püttlingen eine Burg zu bauen. In einer weiteren Urkunde aus dem Jahr 1354 stellte er dem Trierer Kurfürsten und Erzbischof Balduin die Burg bei dessen Streitigkeiten mit Jakob von Montclair zur Verfügung; zu diesem Zeitpunkt war die Burg also fertig gestellt.

Ende des 14. Jahrhunderts gelangten Burg und Herrschaft Püttlingen in den Besitz der Herren von Kriechingen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg im September 1635 von den verbündeten schwedisch-französischen Truppen, die auf der Flucht vor den kaiserlichen Soldaten waren, zerstört und der Ort Püttlingen niedergebrannt.

Über das Aussehen der Burg können noch keine genauen Angaben gemacht werden. Fest steht, dass die bisher gültige Annahme, dass es sich um eine quadratische Wasserburganlage aus Haupt- und Vorburg handelte, von der nur der Südturm, der Hexenturm, erhalten blieb, nicht mehr zu halten ist. Die im Herbst 2002 im Rahmen von Kanalbauarbeiten durchgeführten Sicherungsgrabungen lassen vermuten, dass es sich bei der Püttlinger Burg wahrscheinlich nicht um eine Wasserburg handelt, sondern eher um eine "Burg am Wasser" mit einer Größe von etwa 20 mal 20 Metern. Endgültige Angaben über die gesamte Anlage können nur nach weiteren Ausgrabungen gemacht werden.

Nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg dienten die ansehnlichen Überreste der Burg beim Wiederaufbau des Ortes als Steinbruch. Das 1790 von Graf Ludwig von Nassau-Saarbrücken errichtete heutige Schlösschen soll auf einem der Ecktürme der Burg stehen, was aber nach den vorläufigen Ergebnissen der Ausgrabungen zweifelhaft ist.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts veränderten mehrere bauliche Eingriffe das ehemalige Burggelände völlig. Zum einen der Bau des Bahndammes der Eisenbahnlinie Völklingen-Lebach 1910 und die damit verbundene Verlegung des Bachbettes des Köllerbachs sowie der Neubau des Rathauses Püttlingen 1913/14. Der nach der Stilllegung der Bahnlinie 1988 abgetragene Bahndamm und der Köllerbach verlaufen heute mitten durch das Burgquadrat, während das Rathaus – zumindest mit seinem Erweiterungsbau – wahrscheinlich auf den nördlichen Fundamenten der Burg steht.