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Die evangelische Martinskirche zählt zu den ältesten religiösen Bauwerken im Saarland und ist eine der wenigen erhaltenen Dorfkirchen unserer Region aus der Spätgotik. Sie liegt im Stadtteil Kölln innerhalb der Mauern eines alten Friedhofes. 1223 wird die Martinskirche erstmals urkundlich erwähnt, als Graf Simon von Saarbrücken die Kollatur der Kirche den Mönchen von Wadgassen schenkt. Tatsächlich aber reichen die Wurzeln der Martinskirche bis ins 8. Jahrhundert zurück.

Bei verschiedenen Ausgrabungen in den Jahren 1929 bis 1962 unter der Leitung des Püttlinger Ehrenbürgers Pfarrer Karl Ludwig Rug, entdeckte man ein kleines Oratorium aus vorromanischer Zeiten den Maßen 8,60 m x 6,20 m mit einem Chorraum nach Osten, dessen Größe nicht bekannt ist.

Recht bald folgte diesem Oratorium ein neuer Bau, der nach Norden über eine ins 12. Jahrhundert datierte Vorhalle verfügte. Im 13. Jahrhundert erfolgte ein dritter, frühgotischer Neu- oder Umbau.

Mit Einführung der Reformation in der Grafschaft Nassau-Saarbrücken 1575/76 wird die Kirche evangelisch. 1600 stiftete Graf Philipp III. von Nassau-Saarbrücken die herrliche Kanzel, die mit Fischblasenwerk geschmückt ist. Hier haben sich auch verschiedene Steinmetzzeichen erhalten, deren Zuordnung aber noch nicht gelungen ist. In der Réunionszeit ordnete 1686 der französische Präfekt Anton de la Goupillière an, daß der katholischen Gemeinde die Mitbenutzung der Martinskirche gestattet wurde. Das Simultaneum dauerte bis zum Bau der katholischen Herz-Jesu-Kirche 1899, der es überflüssig machte.

Im Chorraum der Martinskirche entdeckte man bei Sanierungsarbeiten 1957 mittelalterliche Decken- und Wandmalereien, die in den folgenden Jahren restauriert wurden. Über dem Chorbogen sind Szenen aus dem Leben des hl. Martin von Tour, dem Patron der Kirche, sowie die symbolische Darstellung des Schenkungsaktes Simons von Saarbrücken 1223 zu sehen.Das Chorgewölbe zeigt das Weltgericht, die Leidenswerkzeuge Christi, zwei Evangelistensymbole und die Kirchenväter Hieronymus und Augustinus. Die Darstellung des Jüngsten Gerichtes im Chor ist die umfangreichste figürliche Gewölbemalerei der Spätgotik im Saarland, wo sich sonst fast keine mittelalterliche Malerei erhalten hat. Stilvergleiche zeigten, daß die Arbeiten von der Hand einer ganzen Künstlergruppe stammen und nicht dem bekannten Saarbrücker Maler Jost Haller zuzurechnen sind.